Der Begriff "Female Empowerment" hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dabei geht es vor allem um die Stärkung der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von Frauen. Doch trotz der bisher erlangten Fortschritte, gibt es noch viel zu tun. Um die Transparenz des Themas bei K-Recruiting zu stärken und Aufmerksamkeit zu schaffen, wurde eine Female Empowerment Projektgruppe initiiert. Bettina Viktoria Arndt leitet die Projektgruppe und teilt mit uns im Interview ihre persönliche Meinung und Erfahrungen, sowohl beruflich als auch privat. Sie selbst kommt aus der Modebranche und hat in den letzten 5 Jahren einen beeindruckenden Werdegang hingelegt. Heute ist sie bei K-Recruiting beratend als Executive Key Account Managerin für Pharmaunternehmen tätig.
Für mich persönlich bedeutet Female Empowerment, dass Frauen sich untereinander und gegenseitig unterstützen und voranbringen. Dass sie eine größere Plattform und die gleichen Chancen in der Gesellschaft bekommen, um gleichberechtigt und selbstbestimmt handeln zu können. Ich komme beispielsweise aus einer sehr frauenstarken Familie, meine Mutter hat 4 Schwestern und ich 9 Cousinen. Es kommt auch immer darauf an, wie man geprägt wird. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich alles schaffen kann. Egal was ich werde oder wer ich werde.
Wichtig ist nur, dass es dauerhaft vorangetrieben wird. Und dabei sollen Männer sich aber nicht überfahren oder benachteiligt fühlen, sondern ein Teil davon sein.
Die gegenseitige Unterstützung von Frauen habe ich auch bei meinen vorherigen Arbeitgebern erfahren und lebe ich auch selbst so. Ich bin super gerne Mentorin für Kollegen und versuche diese zu unterstützen. Aber auch im privaten Umfeld bestärke ich meine Freundinnen in verschiedensten Themen, sei es bei beruflichen Entscheidungen oder privat. Im beruflichen Kontext haben wir bei K-Recruiting die Female Empowerment Projektgruppe initiiert, bei der ich die Leitung von Sabine Rodach übernommen habe, was mir wirklich viel Spaß macht. Dort treiben wir verschiedene Projekte voran, wie zum Beispiel das Thema „Frauen und Finanzen“.
Mir haben immer ein bisschen die weiblichen Vorbilder gefehlt, da ich meist nur männliche Mentoren oder Führungskräfte hatte. Außerdem hätte ich schon gerne frühzeitig jemand gehabt, der mir rät: „Hey, fange früh an, dein Geld zurückzulegen, auch wenn es am Anfang nur 50 EUR sind.“ Deswegen versuche ich, solche Themen so früh wie möglich auch an junge Kolleginnen mitzugeben.
In den letzten Jahren hat es definitiv Fortschritte gegeben, trotzdem liegt noch viel vor uns, um eine wirkliche Gleichstellung zu erreichen. Auch auf den Job bezogen, sollten Frauen das gleiche Gehalt für die gleiche Tätigkeit erhalten.
Und zum Thema Kinder: In der heutigen Zeit bekommen Frauen immer später Kinder, weil uns Studium und Karriere wichtig sind und wir erst Geld verdienen möchten, bevor wir mit der Kinderplanung starten. Biologisch kann das aber schwierig werden und uns vor Herausforderungen stellen. Es ist nun mal eine Tatsache, dass man, wenn man ein Kind bekommt, eine längere Zeit ausfällt. Dadurch ist man auch in Bezug auf die Altersvorsorge abhängig. Da gibt es ein extremes Ungleichgewicht. Das ist biologisch so vorgegeben und wird aktuell noch nicht ausreichend vom Arbeitgeber und der Politik unterstützt.
Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass es sich ändern wird. Ich bin aber auch realistisch. So etwas kann viele Jahre, aber auch Jahrzehnte brauchen. Wir sind die Generation, die das gerade ändert. Das sehe ich auch in meinem sozialen Umfeld, indem ich von sehr vielen engagierten, starken Frauen umgeben bin. Aber „there is hard work to do“ und dabei werden Zeit und Mindset zwei wichtige Faktoren sein.
Aus meiner Sicht gibt es möglicherweise drei Faktoren, die dazu beitragen, dass in Deutschland weniger Frauen in Führungsetagen sitzen. Zum Ersten wäre da die Industrie: Deutschland ist von der Automobilindustrie geprägt, aber auch durch Banken, das Finanzwesen usw. Das sind Branchen, die traditionell eher von Männern dominiert sind. Der zweite Faktor ist die Politik: In Skandinavien gibt es ein ausgezeichnetes Sozialsystem, das auch Kitaplätze einschließt. Dadurch ist es für Eltern einfacher, ihre Kinder frühzeitig in die Kita zu bringen und sich keine Gedanken darüber zu machen, wer das Kind um zwölf Uhr mittags abholt. Die Kita-Plätze sind kostenfrei und bieten einen guten Betreuungsschlüssel. Der dritte Punkt, den ich auch selbst erlebt habe, ist, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in Skandinavien viel stärker gelebt wird. Dort ist es beispielsweise üblich, dass beide Geschlechter abwechselnd für ein Getränk zahlen, da Frauen genauso viel verdienen wie Männer.
Ich persönlich möchte eigentlich eher von einer Frauenquote wegkommen. Es ist natürlich wichtig, dass Frauen in Führungspositionen kommen, aber es sollte nicht erzwungen werden. Ich höre immer wieder die Aussage, wir müssen sie einstellen, denn wir brauchen ja Frauen in Führung. Hier sollte nicht schematisch aufgrund einer Quote vorgegangen werden. Wenn ein Mann den Job besser kann, dann soll auch bitte der Mann ausgewählt werden. Wir in der Recruitingindustrie sind der Schlüssel und auch der Treiber, um Frauen exakt die gleichen Chancen zu geben, wie Männern.
In skandinavischen Unternehmen ist es teilweise bereits ein festes KPI, bis Ende 2024 60% Frauen in Führungspositionen zu haben. Elternzeitvertretungen werden dort immer für ein Jahr besetzt, sodass es völlig normal ist, dass die Person nach einem Jahr wieder zurückkommt. Viele Stellen werden auch durch ein Jobsharing-Modell besetzt, bei dem eine Person vormittags und die andere nachmittags arbeitet. Außerdem gibt es dort in der Regel auch Gehaltsbänder, so dass Frauen das gleiche verdienen wie Männer, wenn sie die gleiche Position haben. Gleichberechtigung ist dort weit verbreitet.
Bei K gibt es, wie schon erwähnt, die Female Empowerment Gruppe, mit der wir Awareness schaffen und junge Kolleginnen fördern und fordern wollen. Verschiedene Themen und Projekte, die wir umsetzen, sind beispielsweise „Frauen und Finanzen“, „Frauen in Führung“, „Unconscious Bias“ aber auch „Kind und Karriere“. Teil dieser Projektgruppe sind auch männliche Kollegen, um funktionierende Modelle für das Unternehmen zu schaffen. Dazu gehört u.a. Jobsharing oder KPIs für Mütter in Teilzeit. Wenn Frauen nach ihrem Mutterschutz oder der Elternzeit wieder zurückkommen, sollten sie das auch ohne Probleme können. Zusätzlich existieren Gehaltsbänder nach Seniorität und gleiche Beförderungskriterien durch einheitliche KPIs.
Ja, ich würde sagen es gibt schon ein Umdenken. Aber es ist auch eine Generations- und Industriefrage. Wichtig ist nur: „spread the word“. Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen und vernetzen. Je mehr Frauen sich unterstützen, desto schneller wird sich etwas verändern.
Ja, super viele. Besonders, wenn wir über das Thema Kind & Karriere sprechen: Jobsharing-Modelle, eine Kitaplatz-Garantie, Kita-Bezuschussung oder Krankengeldtage, wenn das Kind krank ist. Aber auch Gehaltsbänder und KPIs für gleiche Beförderungschancen.
Sich nicht so klein zu machen. Stattdessen einfach einen guten Job zu machen, Spaß dabei zu haben, mit Leuten zu sprechen, egal welches Geschlecht oder welche Herkunft. Sich aber auch offen zu äußern und zu sagen, was man will oder nicht will. Und sich auf keinen Fall unter Wert zu verkaufen.